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Channel: Kommentare zu: Lampedusa
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Von: Theodreds Schicksal

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“Ich ließ es aus, weil ich den Vergleich nicht verstehe? Werden aufgenommene Flüchtlinge nicht von den Strafverfolgungsbehörden verfolgt, wenn sie straffällig werden? Das wäre doch die Analogie, oder überseh ich hier etwas?”

Wenn man den Vergleich nicht als metaphorisch auf Verantwortung bezogen sondern als direkt übernimmt hast Du Recht. Da es aber um Verantwortung ging stimmt dies nur fragmentarisch (ganz abgesehen davon, dass unsere Exekutive kläglich versagt).
Der direkte Vergleich führt zudem erneut zur Frage: ist es nicht besser ein Verbrechen zu verhindern als es zu ermöglichen?

Das es in unserem Land genug Spannungen zwischen den Geschlechtern gibt ist mir bewusst. Das äußert sich der Existenz von Machos, ungleicher Bezahlung und Sexualverbrechen ebenso wie in künstlichen Aufregern (#Aufschrei) und der Diskriminierung von Hausfrauen. Das steht aber in keinerlei Relation zu ganzgesellschaftlicher Diskriminierung aller Frauen, Ehrübertragung zwischen die Beine einer Frau, Verantwortlichkeit der Frau für Ihre Vergewaltigung, öffentliche Züchtigung bis Steinigung etc.
Wusstest Du, dass es in Südfrankreich zur ersten Steinigung in Europa kam?
http://www.emma.de/ressorts/artikel/frankreich/die-erste-steinigung-in-europa/
Da stürzte der hinkende Vergleich und blieb erschöpft liegen. :)

“Der Vorteil unserer Staaten in der EU ist ja, daß es keine Willkürregime sind, sondern mehr oder weniger klare Gesetze gelten und die Polizei nicht kommt, weil man etwas gegen die Führung gesagt hat sondern weil man ein demokratisch beschlossenes Gesetz gebrochen hat.”
Das war mal. Mittlerweile gibt es in diesem Land zumindest sehr wohl wieder Gesinnungs- und Meinungsdiktatur. Dazu an anderer Stelle gerne ausführlich, wenn gewünscht.

“Was mich bei Dir etwas irritiert ist, daß Du Dich so auf die negativen Beispiele konzentrierst, als ob die Aufnahme von Flüchtlingen und Zuwanderern nur gefährlich und problematisch wäre.”
Das liegt zum einen in meiner Natur. Ich bin zwar kein vollständiger Pessimist, aber “erwarte das Schlimmste und hoffe das Beste” ist dem sehr nah.
Zum anderen ist mir das Leben aller Beteiligten zu wichtig um “auf Risiko” zu spielen. Jemand vor Ort zu helfen, dass Leben lebenswert und so sicher als möglich zu machen, ohne dabei das Leben Unbeteiligter zu gefährden halte ich für den besten Weg.
Illegale Einwanderer zu ermitteln wird unseren Behörden deutlich leichter fallen, wenn sie nicht von einer Flut anderer, unmittelbar schädlicher Verbrechen daran gehindert werden.
Gastarbeiter, das verriet der Name, waren vertraglich angehalten wieder zurück in ihre Heimat zu kehren. “Nicht wahrhaben wollen” ist da der falsche Begriff. Naiver Glaube an die Ehrlichkeit ist da treffender. Ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein… auch wenn es klingt wie ein Ferengi.
Das funktionierte übrigens mit den Italienern und Spaniern. Auch hier blieben einige “hängen”, aber die integrative Leistungsfähigkeit der Gesellschaft wurde von der Anzahl nicht in Frage gestellt und der Großteil von ihnen integrierte sich innerhalb einer Generation fast spurlos.
Der Millionste Gastarbeiter, ein Portugiese, wurde 1964 mit Kapelle, Reden und Geschenken begrüßt. Das ihnen Schulbildung verwehrt wurde ist mir nicht bekannt, dazu müsste ich recherchieren. Ich weiß allerdings von Problemen aus den unterschiedlichen Haltungen heraus. Bis Ende der 70er hoffte man, dass Gastarbeiter auch wieder gingen und stellte sich daher nicht integrative Leistungen ein, was bspw. an Schulen durchaus Probleme brachte, die bis heute anhalten. Da hast Du wiederum Recht. Im Netz findet sich aber auch folgendes Schreiben: http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/53803/Archivnachrichten_44_Quellen_43.pdf
Die Fehler sind bei weitem nicht einseitig.
Die Erfahrung der heutigen Zeit belegt: Schule ist ein Beitrag zur Integration der nur bei bestimmten Relationen effektiv ist. Buschkowsky hat sich dazu als einziger Politiker klar und deutlich geäußert, ansonsten werden diese Erkenntnisse bestritten.

Der Ethikunterricht geht auch, nicht nur, auf Schüler ausländischer Familien mit anderem Glauben zurück. Auch die damals anziehenden Austrittszahlen und das Recht auf Selbstbestimmung ab der Teilmündigkeit führten dazu, dass Schüler die Teilnahme am Unterricht verweigern konnten. Die beiden großen Konfessionen haben darauf nach verpflichtendem Ersatz verlangt, da viele Schüler selbstgewählte Freistunden selbstredend vorzogen.

“Uns geht es hier ja um die Einwanderung, und damit verbinde ich bei weitem nicht so viel negatives wie mit dem Schießen. Vielleicht kommt daher meine Einschätzung.”
Eben. Es ist der Empirismus der leider viel zu oft unsere Ansichten und Handlungen bestimmt. Ich verbinde mit Schießen Sport, Ernährung und Verteidigung ebenso wie Gewalt, Kriminalität und Krieg.
Das Lesen ermöglicht nicht nur Unterhaltung, gute Bildung und freundliche Kommuniktation. Sie ermöglicht auch Propaganda, Spionage, “böse” Bildung und informiert Verbrecher, Terroristen und Dikatoren was diese handlungsfähig macht.
Es freut mich, dass dieser Gedanke verständlich wurde, denn die Frage der Eigenverantwortung ist damit verbunden. Ich empfinde das Gespräch bis hier also als erfolgreich.
Und Dein Vorschlag der Auswahl ist da sehr vernünftig. Zu keinem Zeitpunkt habe ich gefordert Einwanderung per se zu verbieten, und ich denke Christina tickt da ähnlich. Aber die Forderung nach Vorsicht bei der Einwanderung ist eben nicht identisch mit “lasst sie rein”. Wenn die Schiffe vor Lampedusa ankommen und wir die Menschen einfach auf die EU verteilen – wie sollen wir uns da ansehen, wer da kommt? Und wie vorher geschrieben – die dort flüchten sind nicht die Ärmsten der Armen, die völlig Hoffnungslosen, die Verlorenen.

“Wenn ich die Zahl der Terrortoten in den westlichen Ländern mit denen in islamischen Ländern vergleiche, kommen wir recht gut weg dabei.”
Findest Du? Nicht nur, dass mir dieses “wie viele Tote” eigentlich gar nicht schmeckt – es entkräftet nicht den Anstieg der Radikalen in Verdoppelungssprüngen.
Seien wir mal ehrlich: die weitaus meisten Terroristen sind Muslime. Wenn Du die Länder mit den meisten Terroropfern heranziehst kommst Du an Afghanistan, Pakistan, Irak, Sudan, Somalia, Nigeria. Bis auf Nigeria sind diese Länder islamisch, Nigeria zur Hälfte. Darauf folgen Länder wie Israel, Thailand, Philippinen, Russland (mit Provinzen) – auch hier sind es die Regionen mit starkem muslimischen Anteil in denen die Täter entstehen. Die Voraussetzungen in Europa sind also aufgrund der Bevölkerung, nicht der Methoden der Bekämpfung, noch anders. An Nigeria, Thailand und den Philippinen ebenso wie derzeit an Indonesien (das mal als Vorzeigeland galt), Malaysia und den Malediven kann man aber erkennen wie sich bei Änderung der Bevölkerungsverhältnisse auch die Zustände entwickeln.
Und wenn Du mal konkret wirst: NY, Lockerby, die Madrider Anschläge, Londoner Tube & Bus bombings (bei denen 4 Bomben gar nicht explodierten), Glasgow, die Anschläge in Schweden, Moskau, Moskauer Bahn, die versuchten Anschläge von Köln und Bonn, der öffentliche Mord vor wenigen Wochen in London, der alltägliche Terror gegen Juden in bestimmten Städten, die Ermordung Theo van Gogh, Anschläge auf andere Künstler, die Angriffe auf Polizisten in Bonn etc.
Viele der Anschläge sind wegen der Unfähigkeit der Terroristen missglückt, andere längst vergessen oder in der Vereitelung totgeschwiegen. In Relation gesetzt ist da nichts mit “besser dran”.

Natürlich lässt Du allein. Einen Sicherheitsbeamten neben jeden Asylanten und Flüchtling zu stellen ist ja nicht drin. In Asylantenheimen findet sich die meiste Zeit kein Personal das aufpasst. In der Realtität stehen die Gemeinden den Neuankömmlingen meist völlig allein gegenüber. Alle paar Wochen ein Sozialarbeiter und hin und wieder die gerufene Polizei – das ist allein.
No go areas werden nicht angelegt, die Menschen dort nicht “reingesteckt”. Sie entstehen und werden von den Bewohnern gebildet. Die Polizei oder Rettungskräfte mit sich schnell sammelnden Gruppen zu vertreiben, Gegenstände aus oberen Stockwerken zu werfen etc. ist bestimmt nicht von allen gewollt, aber am wenigsten von der Ordnungsmacht. Hoffe ich.
Mehr Polizei Bedarf mehr Geld und mehr Freiwillige. Derzeit stellen die Polizeigewerkschaften eine starke Zunahme der Gewalt gegen Polizisten und abnehmende Anerkennung fest. Im Grunde schlägst Du also eine teure Aufrüstung vor. Mehr Polizei bis, was manchmal notwendig wäre, immer ein Polizist in Rufweite steht? Und Polizei wird erst aktiv, wenn es bereits passiert ist. Das hilft den Opfern eben nicht mehr.
Mehr Polizisten mit Migrationshintergrund hat uns bisher zudem auch Kuckuckseier gebracht. Salafisten mit Ablehnung der Grundrechte wurden im Polizeidienst entdeckt, einmal mit Ambitionen zum Verfassungsschutz. Wie gesagt, alles hat zwei Seiten. Wer garantiert, dass die neuen Polizisten dann nicht eher Sympathien für die Radikalen und die Menschen in den NGAs entwickeln? Im worst case hast Du dann Schusswaffen nebst Ausbildung an eben diese gegeben. Aus unserer Diskussion zum Fall Trayvon weiß ich noch, wie wichtig es Dir war diese worst case auszuschließen.

Die Anführungszeichen heissen, dass Flucht sich eigentlich auf eine Verfolgungs- oder Bedrohungssituation bezieht. Die Meisten der Flüchtlinge von Lampedusa aber “ziehen der Arbeit” hinterher. Ich kann das auch verstehen. Und wenn wir im Land wo Milch und Honig fließen (oder eben “Arbeit für alle”) leben würden und die Neuankömmlinge problemlos Kultur, Sprache und Regeln akzeptieren und wenigstens bis zum notwendigen Mindestmaß annehmen würden – kein Thema. Aber wir leben nicht in der Utopie. Ein Blick auf die Kriminalitätsraten, um auf dieses Thema einzugehen, sagt da etwas sehr sehr deutlich.

“Aber sind die Einwohner dieser Länder denn verpflichtet, diese Probleme zu lösen?”
Wieder machst Du es Dir zu leicht. Wenn hier die Asylantenheime brennen würden – wären wir dann verpflichtet etwas dagegen zu unternehmen? Oder sagen wir einfach: in Kleinniederbühlenbach brennt nix, also bleiben wir hier. ?
Ja, jeder Teil einer Gesellschaft ist dafür verantwortlich, die Probleme mit anzugehen. Fliehen vor Gefahr – absolut einverstanden, würde ich auch. Die Gefahr rennt aber, wenn man sich nicht um sie kümmert, einfach nur mit. Unsere Verantwortung als Menschen und als Christen ist es, diesen Menschen in Gefahr bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen. Indem wir sie alle aufnehmen, das haben wir ja nun im Konsens festgestellt, schaffen wir nicht nur neue Konflikte (die gar nicht klein sein) sondern importieren Teile ihrer alten Probleme und lösen dabei nicht die Probleme vor Ort – die dann immer neue Menschen befallen, die ebenfalls fliehen usw. usf.
Die baust so einen Teufelskreis auf.

“Wir haben doch gültige Gesetze. Die will ich nicht abschaffen. Wenn jemand seine Frau mißhandelt, dann muß der auch entsprechend gestarft werden. Und wenn die Frauen hier sind und man ihnen ihre Recht erklärt, haben sie eine größere Chance, ihre Peiniger loszuwerden, als in ihren Herkunftsländern.”
Nullo actore nulle iudex!
Es ist wieder nicht böse gemeint: sei bitte nicht so naiv. Die Mädchen, hier in zweiter oder dritter Generation geboren, die von ihren Eltern von der Schule genommen, mit dem Versprochenen verheiratet und in der Zwangsehe dann wie bereits ihre Mütter und deren Mütter in Saudi-Arabien oder weiß der Geier wo behandelt wurden werden mehr und mehr. Und diese Mädchen wissen, dass ihnen Unrecht geschieht.
Die Suizidrate unter jungen türkischen Mädchen ist in Deutschland hoch wie nirgendwo – denn die Mädchen kriegen vor Augen geführt, wie es sein kann und wie unerreichbar es für sie ist. Dieses Leid darfst Du, ich bitte Dich von Herzen, nicht ignorieren.
Gesetze sind Worte auf Papier die einen starken Apparat und kluge, mitleidsfähige, anteilnehmende, uneigennützige Menschen brauchen, die sie umsetzen. Vergleich mal die Zahlen zu Ehrenmorden bei Menschenrechtlern wie Terre des Femmes und des Staates und Du siehst, was die Gesetze taugen.
Von der “Gehirnwäsche” haben wir dabei noch gar nicht gesprochen. Das Kopftuch als Ausdruck der weiblichen Verantwortung mangelnder männlicher Selbstbeherrschung hält derzeit Siegeszüge. Du schreibst dazu:
“Trotzdem sieht man auch immer wieder türkische Frauen ohne Kopftuch.”
Sieh dir Bilder von Istanbul vor 30 oder 40 Jahren an und von heute. Führer hieß es, man sieht dort immer mal wieder eine Frau MIT Kopftuch.

Meine Erfahrung mit Selbstreflektion ist: die meisten Menschen beherrschen sie so wenig wie der Wolf.
Wer überreizt bist Du, wenn Du aus meinen Bild des gottgewollten Wolfes in der Natur das Bild des gottgewollten Massakers ableitest. Mein Bild will darauf hinaus, was ich vorher sagte: wenn man die Probleme vor Ort löst, die Menschen in ihrem Umfeld leben(!) können, dann ist dies mit Sicherheit einen Schritt näher zur natürlichen, zur gottgewollten Ordnung. Der Wolf im Schafspelz stand nicht für syrische Diktatoren oder eritreische Kriegsverbrecher, sondern für jene unter den Flüchtlingen und Migranten die Gewalt, Unterdrückung und Kriminalität in eine andere Gesellschaft bringen. Diese (wie allgemein) werden bei uns ohnehin nicht weggesperrt, denn dies würde als Quälerei angesehen werden. Mit den bekannten Folgen.
Um die Metapher auszubessern: Assad und seine islamistischen Gegenspieler sind das Problem, dass den Wolf dazu bringt den Wald zu verlassen und die Schafweise anzusteuern (im Gegensatz zum Wolf, den die Lust auf leichte Beute dorthin treibt). Sei es ein (gelegter?) Waldbrand, ein anderes Rudel, übereifrige Jäger die alle Nahrung für sich beanspruchen etc. Hier reize ich das Bild wirklich aus oder über – den die Probleme sind natürlich viel komplexer. Schafft man Assad vom Thron fallen die Islamisten über das Land her, erledigt man die Salafisten umgekehrt + mehr wütende Muslime…

Zu den letzten Absätzen:
Man bringt dem Wolf das Vaterunser bei, er sagt trotzdem “Lamm”.
Uralte Weisheit von Menschen, die es wissen müssen.


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